Das Höllenloch in Anzenau
Eines Tage überredete der junge Mann Anna, mit ihm das Höllenloch zu betreten. Plötzlich hatte sich das finstere Loch in eine märchenhafte Grotte verwandelt, die über und über mit Juwelen besetzt war. Kleine Dienerinnen erschienen und schmückten das Mädchen mit Seide, Purpur und Gold. Sie zeigten der Jägerstochter alle funkelnden Kostbarkeiten des geheimnisvollen Raumes. Hier lebte nun Anna in Freuden, während ihr Vater aus Kummer über das Verschwinden seines einzigen Kindes starb. Wanderer und Waldarbeiter sahen manchmal am Eingang der Höhle ein feenhaftes Wesen sitzen, das die Vorübergehenden mit blinkenden Edelsteinen und anderem Blendwerk in die Höhle zu locken versuchte. Ließ sich einer verführen, war er rettungslos verloren.
Einmal ging Annas ehemaliger Bräutigam Georg am Höllenloch vorüber. Ihn wollte sie schonen, denn Anna war die Höhlenfee. Als dies aber der strenge Gebieter merkte, warf er eifersüchtig einen Stein nach dem Burschen. Anna, der das Leben im Berg längst zur Qual geworden war, bat ihn auch sie zu töten. Der böse Geist aber verbannte sie mit höhnischen Worten in das Innere der feuchten und kalten Felsen, wo sie entbehrend aller Güter und Freuden und von Feuergeistern gequält weiter leben musste. Dort kann man sie noch heute in stillen Nächten seufzen und klagen hören.