Der Geigenbau
Der Bau der Geigen begann in Bad Goisern 1735
Um etwa 1735 begannen 3 Familien aus dem Ortsteil Ramsau mit dem Bau der Geigen. Sicher dazu beigetragen hat der Umstand, dass die Väter der späteren Handwerker als Spielmänner unterwegs waren. In späteren Jahren trat ein regelrechter Boom ein, der die geschickten Männer auch über die Ortsgrenze hinaus zu begehrten Lieferanten machte. Dadurch wurden die Geigenbauer teilweise zu wohlhabenden Bürgern, die ihre Ware auch auf Jahrmärkten in der Steiermark verkauften. Die Geigen zeichnete eine einfache Bauweise aus, die dafür sorgte, dass sich auch die nicht so kaufkräftige Kundschaft qualitativ hochwertige Produkte erstehen konnte.
Die Geige als wichtiger Bestandteil der Volksmusik
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich die Geige als allgegenwärtiges Instrument durchgesetzt. Bei jeder Veranstaltung wurde aufgegeigt. Obwohl die Zahl der Geigenbauer zurückging, unter anderem durch billige Geigen aus Böhmen die in Massenproduktion hergestellt wurden, hat sich das Instrument als tragender Bestandteil der Volksmusik erhalten. Und etwa bei der Familie Kefer lässt sich eine durchgehende Geigenbautätigkeit bis 1940 nachweisen.
Die Geige und die Zieharmonika
Anfang des 20. Jahrhunderts tauchte mit der Ziehharmonika ein starker Konkurrent der Geige auf. Noch in den 1920er Jahren wurden Ziehharmonika-Spieler immer wieder aus Wirtshäusern geworfen, weil sie alleine eine ganze Geigenpass (bestehend aus 4 Geigern und 1 Bassisten) ersetzen konnten. Doch die Musiker verdienten sich mit den Spielereien ein Zubrot zu ihrem kargen Einkommen.
Heute sieht man Ziehharmonika und Geige gemeinsam aufspielen. Und auch der Geigenbau hat wieder an Aufschwung gewonnen. Der eigenen Geigenbaustil verrät dem Kenner, dass es sich nur um ein Instrument aus Bad Goisern am Hallstättersee handeln kann: runde Schultern, ein offener, langer C-Bügel, kurze Ecken und aufrechte, weit voneinander entfernte f-Löcher.
Die Geigenbauer von Heute und Morgen
Es gibt gegenwärtig etwa 100 Geigenbauer in Österreich, davon sind 4 in Bad Goisern angesiedelt, nämlich Robert Grieshofer, Andreas Ott und Mizzi Costa, Gabriel Bauer und Christian Jablonski (Letzterer ist eigentlich Gitarrenbauer, der sein Wissen jedoch auch im Geigenbau anwendet). Und so verwundert es nicht, dass es im Nachbarort Hallstatt in der HTL für Holzbau einen eigenen Instrumentenbauzweig gibt, in dem diese wichtige und hohe Kunst gelehrt wird (unter anderem von Christian Jablonski).
Und alljährlich am ersten Sonntag im September treffen sich Geiger aus der ganzen Region und auch aus dem benachbarten Ausland zum Geigenfest in Bad Goisern.