© Familienwanderung zum Koppenwinklsee (Foto: RudiKainPhotografie)
© Familienwanderung zum Koppenwinklsee (Foto: RudiKainPhotografie)
Die einfache Wanderung zum Koppenwinklsee ist für Familien bestens geeignet und auch kinderwagentauglich. (Foto: RudiKainPhotografie)

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Der sterbende König

Vor langer Zeit lag ein alter König im Sterben. Weil er aber noch vor seinem Tod das Wohl seines Volkes gesichert  wissen wollte, schickte er in alle vier Himmelsrichtungen Gesandte aus, um würdige Nachfolger für seinen Thron zu suchen. Und so kamen sie und versammelten sich um das Sterbebett des alten Königs: Meister Eule, Meister Reinecke, Meister Hirsch, Meister Petz, Meister Falke und Meister Isegrim. 

Jedem von ihnen blickte der Todkranke tief in die Augen und sprach: „Nur der kann König werden, der mein Herz mit Befriedigung erfüllt!“ Dann fragte er die Eule: „Meister Eule, warum glaubt Ihr ein würdiger Nachfolger zu sein?“ Der Vogel plusterte sein Federkleid auf und antwortete: „Da ich der Älteste und Weiseste in diesem Kreise bin, vermag ich mit meiner Erfahrung alle Probleme zu lösen.“ Dann schaute der alte König Meister Reinecke an und stellte ihm die gleiche Frage. Der schlaue Fuchs meinte mit stolzgeschwellter Brust, dass er mit seiner Intelligenz allein allen Gefahren begegnen könne. Danach wurde Meister Hirsch nach seinen Fähigkeiten befragt. Er gab mit majestätisch gehobenem Geweih zur  Antwort: „Edler König, ich bin der Schnellste aus dieser Runde und kann es deshalb mit allen aufnehmen.“ Meister Petz, der starke Bär, richtete sich auf die Frage des Königs in all seiner Größe auf und brummte: „Ich bin der Stärkste im ganzen Wald. Mit mir kann es keiner aufnehmen.“

Dann wanderte der Blick des Königs weiter bis auf Meister Falke. Dieser begründete die Frage der Majestät damit, dass er fliegen könne und deshalb alles besser überschaue. Traurig wandte sich nun der König zu Meister Isegrim, dem Wolf und fragte: „Ihr seid als letzter der Würdigen an der Reihe, um Eure Vorzüge zu nennen!“ Unterwürfig senkte der Wolf den Blick und sprach: „Edler König, ich bin nicht so weise wie Bruder Eule, nicht so schlau wie Bruder Reinecke, nicht so schnell wie Bruder Hirsch, nicht so stark wie Bruder Bär und ich kann nicht alles überschauen wie Bruder Falke.“ Die anderen Tiere lächelten schadenfroh und siegessicher. Doch der Wolf schaute fest und ehrlich in die Augen des Königs und sprach weiter: „Wenn ich aber König wäre und bräuchte einen weisen Rat, würde ich nach der Eule schicken. Könnte ich aber eine Aufgabe nicht lösen, bäte ich Meister Reinecke um Hilfe. Bräuchte ich einen schnellen Boten, würde ich den Hirsch beauftragen. Ginge es um Stärke, holte ich Meister  Petz und müsste ich in die Lüfte steigen, so wären die Augen des Falken die meinigen. Und wäre ich König, wäre es mir eine Ehre, meinem Volk zu dienen. Doch weil mir alle diese Eigenschaften fehlen, wie könnte ich da König werden?“ Da lächelte der alte König und konnte beruhigt sterben, denn er hatte einen würdigen Nachfolger gefunden. Die anderen Tiere aber schauten beschämt zu Boden und nickten bei dieser weisen Entscheidung.