© Familienwanderung zum Koppenwinklsee (Foto: RudiKainPhotografie)
© Familienwanderung zum Koppenwinklsee (Foto: RudiKainPhotografie)
Die einfache Wanderung zum Koppenwinklsee ist für Familien bestens geeignet und auch kinderwagentauglich. (Foto: RudiKainPhotografie)

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Des Sängers Lohn

Die Knappen, die im Hallstätter Salzberg beschäftigt waren, mussten bei jedem Wetter vom Tal hinauf steigen, um zu ihren Stolleneingängen zu kommen. Mit Hunten fuhren sie zu den Arbeitsstellen im stockfinsteren Berg. Beim Flackern der Lampen arbeiteten die Männer mit Meißeln, Hämmern und Bohrern. Diese Bergleute waren fleißige und genügsame Leute. Aber ihr Lohn war so gering, dass die Frauen daheim im Goiserer Tal eine kleine Landwirtschaft mit einigen Ziegen oder sogar einer Milchkuh betreiben mussten.

Unter den Bergarbeitern war ein fescher, junger Bursche mit Namen Albert, der das Leben von der lustigen Seite nahm. Da er eine wunderschöne Stimme hatte, sang er sogar während der Arbeit im Stollen. Eines Tages stand plötzlich ein Bergmännchen im Schein der Lampe neben ihm und hörte dem Gesang zu. Der Zwerg war klein, aber kräftig gebaut, trug graue Kleidung und am Kopf eine Zipfelmütze. In seinen Händen hielt er winzig kleine Werkzeuge. Überrascht hörte Albert zu singen auf. Da sprach das Männchen: „Sing ruhig weiter! Dein Gesang ist das Schönste, das ich bisher in meinem Leben gehört habe. Wenn du mir diesen Gefallen tust, dann arbeite ich für dich weiter. Allerdings darfst du niemandem von unserem Abkommen erzählen, sonst sind wir beide verloren.“ Das Bergmännchen machte sich sogleich an die Arbeit und Albert sang ihm die schönsten Melodien seiner Heimat vor. Wie staunte jedoch der junge Sänger, als er sah, dass der Wicht ein Vielfaches seiner eigenen Arbeitsleistung geschafft hatte. Albert bekam dafür reichen Lohn und fing vor Freude im Stollen sogar zu jodeln an. Das gefiel dem 
Zwerg so sehr, dass er noch schneller arbeitete.

Weil der junge Grubenarbeiter viel Geld bekam, wurden jedoch seine Arbeitskollegen neidisch und neugierig. Eines Tages luden sie Albert ins Wirtshaus ein, bezahlten ihm viel Schnaps und entlockten ihm sein Geheimnis. Er erzählte von der flinken Arbeit des Bergmännchens und von seinem Gesang. Betrunken machten sich die Männer auf den Weg zum Stollen. Dort wartete bereits der Zwerg. Zornig packte er Albert, warf ihn in einen Hunt und stieß ihn den Abhang hinunter. Die Knappen fanden später den zerschmetterten Leichnam des Sängers und bestatteten ihn mit allen bergmännischen Ehren. Das Männchen selber wurde nie wieder gesehen. Aber alle Grubenarbeiter, die durch ihre Hinterlist an dem Unglück beteiligt waren, starben eines unnatürlichen Todes.