Der Schatz der Herzlichkeit
Im Sagenwald bei Goisern kam das Mädchen nach längerem Weg zu einer Wand mit einem verwunschenen Tor. Als es eintrat, hüpfte ein kleines Eichhörnchen auf seinen Arm, blickte das traurige Kind an und begann zu sprechen: “Wie kann man die helfen?” Schüchtern antwortete das Mädchen: “Ich bin auf der Suche nach dem Schatz der Herzlichkeit.” Sogleich lief das Eichhörnchen voraus und führte es zu einer Quelle.
Auf einmal entstand im ruhigen Wasser ein Wirbel und ein Wassergeist kam hervor. “Mein liebes Kind, was führt dich zu mir?” Das Mädchen erwiderte: “Die Bewohner Goiserns waren so freundlich, aber nun sind die hartherzige Menschen. Wo ist ihre Herzlichkeit geblieben?” Der Geist verzog seine Miene und erklärte, dass der Schatz der Herzlichkeit, ein wertvoller Rubin, gestohlen wurde.
In diesem Moment verdüsterte eine dunkle Wolke Goisern und eine Elster flog mit dem herzförmigen Rubin durch den Wald.
Das Mädchen verfolgte den diebischen Vogel. Nachdem es die Elster eingeholt hatte, wusste es sofort, was zu tun war: In seinem Beutel befand sich eine Handvoll Nüsse. Diese nahm das Kind heraus und lockte den Vogel an. Kaum war die Elster gelandet, schnappte sich das Eichhörnchen den Rubin und legte den Schatz der Herzlichkeit zurück an seinen Platz. Die düstere Wolke verzog sich und sogleich erwärmten sich auch die Herzen der Goiserer wieder. Bis zum heutigen Tage sind die Bewohner des Inneren Salzkammergutes weit über ihre Gemeindegrenzen hinaus für ihre Herzlichkeit bekannt.
